Von Tjaden was Neues

Filmszene aus "Im
Westen nichts Neues".
Bekommt mein Opa demnächst einen Oscar?

Katczinsky (von allen nur Kat genannt), der das Soldatenleben immer wieder mit den „wichtigsten“ Dingen verschönert und erleichtert, wird als unentbehrliche Identifikationsfigur für die jungen Soldaten beschrieben. Es folgt ein Gespräch über das Militär, den Krieg und die Quelle von Macht. – Tjaden ist wütend auf Himmelstoß, da er besonders unter den Erziehungsmethoden des Unteroffiziers zu leiden hatte. Erinnerungen werden wach an eine zurückliegende Aktion, bei der die Kameraden Himmelstoß auf seinem Weg abfingen und ihm eine ordentliche Tracht Prügel verabreichten.

Inhaltsangabe Wikipedia

"Im Westen nichts Neues" gehört seit 1928 zu den Weltbestsellern. Schon auf der ersten Romanseite erwähnt der Autor Erich Maria Remarque einen "dünnen Hering", der Tjaden heißt. Der Autor, geboren 1898 in Osnabrück, hat in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts als Redakteur in Hannover gearbeitet, im Ersten Weltkrieg war er Soldat in Flandern. Wie mein Großvater, der nach Kriegsende von sich sagte: "Jetzt bin ich noch roter als diese Lappen auf meiner Uniform." Fast 100 Jahre später macht dieser Roman wieder Schlagzeilen. Als Verfilmung.

"In diesem Jahr stehen die Chancen recht gut, einen der begehrten Filmpreise für eine deutsche Produktion zu gewinnen. Das Antikriegsdrama von Regisseur Edward Berger "Im Westen nichts Neues" ist für neun Oscars nominiert - unter anderem für die Top-Sparten "Bester Film" und "Bester internationaler Film", wie bei einer Zeremonie in Los Angeles verkündet wurde."

Meldet die "tagesschau" am 24. Januar 2023

In Remarques Roman hat der "dürre Hering" keinen Vornamen. Der meines Großvaters lautet Johann. Über diesen "dürren Hering" erfahren wir in dem Roman, dass er Bettnässer und geizig ist, außerdem verlässt er sich auch in gefährlichen Situationen auf sein Glück, das er dann auch noch hat. Klingt wie eine Beschreibung meines Opas.

Der war sogar so geizig, dass er meinem Vater, also seinem Sohn, und mir, also seinem Enkel, nicht einmal Tee servierte, wenn wir ihn besuchten. Für Mietzahlungen war er sich zu schade. Meine ahnungslosenEltern, die bei ihm wohnten, mussten deswegen sogar eines Nachts Reißaus vor dem Vermieter nehmen. Zur Bewachung seiner Werkstatt als Malermeister hielt er sich einen kleinen Hund, für den er keine Steuern bezahlen wollte. Sein Argument: "Das ist ein Wachhund. Er muss Einbrecher ja nicht beißen. Es reicht, wenn er bellt. Wachhunde sind von der Steuer befreit." Wenn er seine Ex-Frau besuchte, aß er, was ihm in die Finger kam, nahm aber nie auch nur ein Gramm zu. Mein Großvater war  Bettnässer wie die Romanfigur. 

Tjaden ist ein sehr seltener Familienname, kann aber auch ein Vorname sein, der als ostfriesisch gilt und als "vom Jadebusen stammend" bedeuten soll. Wilhelmshaven liegt am Jadebusen. Ein Freund von mir hat an meinem 50. Geburtstag eine Rede gehalten, bei der er behauptete, Tjaden sei ein kleines Königshaus in Norwegen gewesen, das über Ostfriesland in die USA ausgewandert sei. Tatsächlich gibt es erstaunlich viele Tjadens dort und ebenso viele in Friesland. Bei Recherchen bin ich auf insgesamt 250 Familien mit diesem Namen gekommen. 

Das mit dem Glückspilz stimmt ebenfalls. Noch mehr Glück haben jedoch alle gehabt, die Johann Tjaden zum Verbündeten machten. Er konnte mit seinen Schriftstücken sogar Richter in den Wahnsinn treiben. Dazu meine Mutter: "Wenn der die Feder schwang, dann gab es kein Halten mehr."

Eine Oscar-Nominierung hätte mein Opa auf jeden Fall verdient. 

 


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