Steuern senken?

Ist der Staat gierig?
Gähnende Langeweile nach Titelstory

In seiner Titelstory vom 19. Mai 2018 wirft der "Focus" dem Staat Gier vor und verweist auf die sprudelnden Steuerquellen, die zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger angezapft werden müssten. Experten springen dem Magazin zur Seite. Da aber immer mehr Bürgerinnen und Bürger keine direkten Steuern zahlen, würde sie so manche steuerliche Wohltat gar nicht erreichen, und dass SPD-Finanzminister Olaf Scholz an eine Senkung der "Merkel-Steuer" (so hat die SPD 2005 die Mehrwertsteuer genannt, als die Union eine Erhöhung plante) denkt, vermutet niemand.

Gemischt ist das Echo der Leserinnen und Leser, die am 26. Mai 2018 im "Focus" zu Wort kommen. Stefan Heimann aus Mittenaar plädiert für eine Abschaffung des Solidaritätsbeitrages und eine Entlastung des Mittelstandes, Silvia Seim flüchtet sich ohne Ortsangabe in Ironie, Dieter Schmoor fordert ohne Ortsangabe eine Steuerreform, Humerd Müller wünscht sich ohne Ortsangabe die Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben aus den Steuereinnahmen, Klaus Weber würde sich ohne Ortsangabe über eine Steuersenkung wundern und Detlef Steffenhagen glaubt ohne Ortsangabe nicht an Erleichterungen. Eine lebendige Diskussion liest sich anders. Vermutet werden muss wohl eher gähnende Langeweile der Leserinnen und Leser.  

Auch ich habe einen Leserbrief geschrieben, er lautete: "Mit populären Parolen kann man vielleicht eine Zeitschrift verkaufen, man findet sicherlich auch Experten, die einem zustimmen, aber man sollte mit solchen Parolen keine Politik machen: Der Staat muss investieren in Bildung, in die digitale Zukunft, in die Infrastruktur und in Maßnahmen zur Bekämpfung der Fluchtursachen, der Alters- und Kinderarmut. Eine Überhitzung der Konjunktur fürchtet wohl nur die IWF-Direktorin." 

Meinen Brief hätte der "Focus" sogar mit Ortsangabe abdrucken können. 


Kommentare

Beliebte Posts