Bambi

Hier ist vor 30 Jahren ein Verlag
verschwunden. 
Erst einsam-dann immer beliebter

Bambi wird heute 75 Jahre alt, ist also einige Jährchen älter als ich. Die ersten Lebensjahre hat das Trickfilm-Rehkitz von Walt Disney ziemlich einsam verbracht, kaum jemand wollte es im Kino besuchen. Doch das änderte sich schlagartig, als Bambi nach Europa kam.

In meinem Leben hat sich einiges auch stets schlagartig verändert. Manchmal bekam ich aber auch Schläge. Als Autor. Meine erste Erzählung wurde von einem Verlag schlicht vergessen, als die Anthologie, in der auch meine Geschichte veröffentlicht werden sollte, auf den Markt kam. Der Lektor entschuldigte sich in einem Brief für dieses Versehen, das er sich einfach nicht erklären konnte. Schrieb er.

Was anschließend ein Verlag aus Wickede mit mir machte, der meinen ersten Roman veröffentlichte, konnte ich mir nicht erklären. Ich bekam ein paar Belegexemplare, der Verlag beteiligte sich an der Frankfurter Buchmesse und das war es dann. Der Verlag war wieder futsch.

Meine nächsten Bücher erschienen in Worms - oder in London? Das ist bis heute nicht geklärt. Als es um nicht gezahlte Honorare ging, behauptete der Verleger einen Sitz in der Londoner Finchley Road, wenn ich Bücher bestellte und sie bezahlte, befand sich sein Verlag angeblich in Worms. Bis heute haben mir viele versichert, diese Bücher gelesen zu haben, doch finanziell spürte ich davon kaum etwas.

Zwischendurch schlüpfte ein Krimi von mir in einen Sammelband mit dem Titel "Mordslust", eine angesehene Literaturzeitschrift feierte mich als Nachwuchstalent, mein Text erschien sogleich in einem schwedischen Schulbuch für den Deutsch-Unterricht an Gymnasien. Auch dieser Verlag entglitt mir wieder, ohne tschüs zu sagen.

Mit dem Internet kam die Wende. In Mainz stellte sich ein Verlag vor, der sich auf Autorinnen und Autoren spezialisiert hatte, die ihre Bücher nicht nur selbst schreiben, sondern am Computer auch bis zur Druckreife gestalten. Das lief gut, hatte aber einen Haken: Die Buchpreise waren zwar annehmbar, die Portokosten für Einzelbesteller und Buchhandlungen aber nicht. Als auch noch ein wild gewordener Polizeibeamter mein internettes Buchkonto zerstört hatte, entdeckte ich für mich den Kindle-Shop für e-books und Createspace für die Printausgaben.

Das ist eine feine Sache und klappt vorzüglich. Auch über die Werbung, die für meine Veröffentlichungen gemacht wird, kann ich mich nicht beklagen. Die Honorare kommen pünktlich, Anregungen meinerseits stoßen nicht auf taube Ohren. 

Sind wir wieder bei Bambi. Eine Zeitlang haben sich auch meine Broschüre "Zerstreutes Wohnen-Ratgeber für alle ab 70" und das Mathe-Bilderbuch für Kinder "Wenn Zahlen Streit bekommen" sehr einsam gefühlt. Das ändert sich allmählich. Und da ich noch nicht 75 bin...  


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