Asymmetrische Merkel

Martin Schulz pfeift im Kanzlerinnen-Wald

Als asymmetrische Demobilisierung wird in der Politikwissenschaft eine Wahlkampfstrategie bezeichnet, bei der durch das Vermeiden einer Stellungnahme zu kontroversen Themen vermieden wird, die potenziellen Wähler des politischen Gegners zu mobilisieren. Wenn nicht unbeabsichtigt gleichzeitig die eigenen Wähler demobilisiert werden, steigt der Stimmenanteil der Partei, die die Strategie praktiziert. Das Sinken der Wahlbeteiligung wird bei Anwendung der asymmetrischen Demobilisierung billigend in Kauf genommen.

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"Wir werden gewinnen", spricht sich der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" selbst so eine Art Rest-Mut zu. Doch ein griffiges Thema findet er nicht. Könnte er eins finden, wird es schon vorher von Merkel einfach gestohlen. Beispiel: Die Ehe für alle. 

Den Namen Schulz erwähnt Merkel bei ihren Wahlkampfauftritten gar nicht. 25 Prozent sind eben unter ihrer Würde. In der DDR hat sie sich an 99,9 Prozent gewöhnt. Die Bundeskanzlerin gibt sich staatstragend. Unentschlossene Wählerinnen und Wähler will sie nicht zur SPD tragen. Je geringer die Wahlbeteiligung, desto besser für die CDU. Weiß man doch.

Statt weiter zu schimpfen, sollte Schulz seine Taktik ändern und darauf hinweisen, wer in der Bundesregierung eigentlich was macht. In der CSU gilt Andrea Nahles schon als Schattenkanzlerin, bei der man sich Rat holt, bevor Merkel überhaupt erfährt, was gut sein könnte. Darüber schweigt Martin Schulz. Wie über die manchmal pfiffigen Ideen der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.

Angeblich freut sich der SPD-Kanzlerkandidat bereits auf das Fernsehduell mit Merkel. Dann will er sie stellen, sagt er. Besser wäre es, er würde die SPD-Ministerinnen und SPD-Minister aus der GroKo vorstellen und würdigen, was sie gegen den Widerstand der Union doch noch geleistet haben. Ursula von der Leyen vorschicken kann Merkel dann nicht mehr, damit ihre Allzweck-Waffe und nicht die Kanzlerin Ladehemmung bekommt, wenn es beispielsweise um konstruiert wirkende Unterschiede zwischen Lohnuntergrenze und Mindestlohn geht.

Klar machen sollte sich Martin Schulz auch, dass Merkel sich mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wahlergebnis wünscht, bei dem eine Koalition mit der FDP unmöglich ist. Die Erfahrungen, die sie mit diesem Koalitionspartner gemacht hat, sind von ihr sicherlich gespeichert worden. Von wegen politische Liebes-Heirat. Dann doch lieber Fortsetzung der GroKo, wird sie sich ganz asymmetrisch sagen.  




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