Uli Hoeneß

Eine Frage der Persönlichkeitsspaltung

"Richter Heindl hat sein Urteil gesprochen: Dreieinhalb Jahre Haft. Der große Uli Hoeneß muss ins Gefängnis, wenn der BGH die Revision nicht zulässt und das Urteil rechtskräftig wird." Schreibt "Bild"-Redakteur Matthias Brügelmann in einem Kommentar. Verknackt worden ist aber nicht der "große Uli Hoeneß", den wir alle als Lenker und Denker des FC Bayern München zu kennen meinen, sondern der "kranke Uli Hoeneß", den der Teufel geritten hat, wenn er nicht mit Fußball oder mit seinem Unternehmen beschäftigt war. Nun ist auch dem Letzten klar: Wenn Hoeneß auf Heuchler, Betrüger und auf Menschen schimpfte, die er für Versager hielt, schimpfte er auch auf sich selbst. Je lauter er wurde, desto leiser wurde der "große Uli Hoeneß", der den "kranken Uli Hoeneß" irgendwann nicht mehr in den Griff bekam.

Es ist auch der "kranke Uli Hoeneß" gewesen, der sich an einer Talkshow über Steuerflucht beteiligte. Der "stern" beendete die Maskerade, was der "kranke Uli Hoeneß" vor Gericht aber nicht wahr haben wollte, als er behauptete, die Veröffentlichungen dieses Magazins hätten ihn überhaupt nicht beeindruckt.

Ob der "große" oder der "kranke Uli Hoeneß" auf Verteidiger mit einer erkennbaren Prozessstrategie verzichtet hat, ist nur noch eine Frage der Persönlichkeitsspaltung. Wahrscheinlich fügte sich der Große dem Kranken, der jeden Tag eine neue Zahl akzeptierte oder akzeptieren ließ. Der "große Uli Hoeneß" hat das Wort "Niederlage" irgendwann aus seinem Wortschatz gestrichen und ins Wörterbuch der "kranken Uli Hoeneß" geschrieben. Der Kranke ist es auch, der bei Bayern München bleiben möchte, was der Große früher einmal scheinbar gewesen ist.

  

Kommentare

Beliebte Posts