Der Jugend-Versteher

Maximilian Probst, 43, Historiker,
Philosoph, Germanist und
Buchautor. Foto: Rowohlt
Die Union und das Wahlalter

Ich freue mich immer, wenn jemand die Jugend versteht. Maximilian Probst ist scheinbar so einer, deswegen darf er in dieser Woche auf der Titelseite der Wochenzeitung "Die Zeit" über 16-Jährige schreiben, die sicherlich zumindest zum größten Teil zur Jugend gehören.  Über die weiß Maximilian Probst: "Die Jugend ist politisierter denn je. Grüne und SPD wollen deswegen jetzt das Wahlalter auf 16 absenken. Nur CDU und CSU sträuben sich. Aber warum?"

Diese Frage beantwortet Maximilian Probst auf Umwegen. Der erste Umweg führt ihn nach Österreich, wo 16-Jährige bereits wählen und sich anschließend Polit-Thriller wie das "Ibiza-Video" anschauen dürfen. Auf dem zweiten Umweg gelangt er in die Sechzigerjahre. Damals hätten "bei den Bundestagswahlen bis zu 50 Prozent der jungen Wähler" für die Union gestimmt. Allerdings hat man damals erst ab 21 als "junger Wähler" gegolten, vorher durfte man noch gar nicht wählen. Das galt übrigens auch für "junge Wählerinnen", was Maximilian Probst in seinem Artikel ebenfalls vergessen hat.

Wenn Maximilian Probst nach diesen Umwegen der Union empfiehlt, der Senkung des Wahlalters auf 16  zuzustimmen, muss er sich die Frage gefallen lassen: Warum sollte die Union das tun? Weil die 16-Jährigen, wenn sie 21 sind, wie in den Sechzigerjahren "bis zu 50 Prozent" bei Bundestagswahlen die Union wählen würden? Wäre da für die Union die Anhebung des Wahlalters von seit 1970 18 auf wieder 21 nicht sinnvoller? 

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