Deutsche Schlagerwelt

Keine müden Tauben-lahme Menschen

In der Schlagerwelt von früher sind die weißen Tauben müde gewesen (Hans Hartz), die Jugend wartete auf die Hand des Vaterlandes, während die Reichen ihren Reichtum einzäunten (Udo Jürgens) und die Bäume starben (Alexandra). Angesungen wurden so Kriegsgefahr, Versagen des Staates bei wichtigen Themen und Umweltschutz. Die Schlagerwelt ist melancholisch gewesen und etwas aufmüpfig.

In der Schlagerwelt von heute will Johannes Oerding Lust auf das Leben machen, das erst hinter Grenzen, die überschritten werden müssen, beginnt, Philipp Dittberner beklagt die Unfähigkeit zur Umkehr und besingt den Zwang zur Wiederholung, hat allerdings nicht mehr zu bieten als Wolke 4, und Joris Buchholz streitet sich Herz über Kopf bei einem Wiedersehen mit einer Frau, die immer noch zauberhaft ist, mit sich selbst. Zur Schlagerwelt von heute gehören immer mehr Menschen, die abwägen, während des Leben an ihnen vorbeirauscht.

Na und, könnte man sagen, sind doch nur Schlager, aber auch Schlager spiegeln gesellschaftliche Entwicklungen wider. Viele Texte von Johannes Oerding und von Schlagersängern seiner Generation sind zweifellos beeindruckend, sie hinterlassen den Eindruck, dass viele ab 20 immer verwirrter und lahmer werden.

Sido hebt derweil vom Boden ab, weil er alles blass und grau findet - irgendwie verständlich.   

Kommentare

Beliebte Posts