Krisen kriseln

Bis die nächste Krise beginnt

Vor fast 90 Jahren hat sich die ganze Weltwirtschaft eine Krise genommen, dann den Zweiten Weltkrieg. Danach kriselten Krisen eigentlich nur noch, sie kriselten sich sozusagen in die nächste Krise, die ebenfalls schon bald kriselte, weil mit immer der gleichen Krise viele Zeitungen sehr schnell so sehr gekriselt hätten, wie sie erst seit Beginn der Medien-Krise kriselten.

Irgendwann wollte jeder auch seine eigene Krise haben. Denn sonst hätte so mancher Therapeut, Soziologe und Psychologe rascher gekriselt als persönliche Krisen kriselten. Mit 14 nahm man sich seine Identitätskrise, mit 30 seine Ehekrise, mit 40 die Mittelalter-Krise und mit 60 die Krisen-Krise, weil die Gedächtnis-Krise dazu kam.

Jede Krise sollte einmalig sein, nicht vergleichbar mit den Krisen anderer, die nie so gut kriselten wie man selbst, denn sonst hätte man zwischen 14 und 60 noch mehr Krisen bekommen, was zu einer Krisenübersichts-Krise geführt hätte. 

Dann kamen, wer da kommen musste. Das waren die Krisenmanager, die allen in der Krise versicherten, dass man aus jeder Krise gestärkt hervorgehe, weil jeder neuen Krise ein Zauber innewohne wie bekannten Krisen nur noch selten. Diese Zauberkrise machte süchtig auf so viele Krisen wie möglich, die Krisennachfrage überstieg eilends das Krisenangebot sowohl im privaten als auch im gesellschaftlichen Krisen-Bereich. Die Krisenlösung ließ nicht lange auf sich warten, die Krisenangebotslücke wurde geschlossen mit der Erinnerung an vergangene und somit schon nachgefragte Krisen, die als Krisenerneuerungen Krisen gleichsam unendlich reproduzierbar machten. 

Die deswegen erwartete Begriffskrise wurde vermieden mit Krisengerede, die Krisenmanager hatten ihr Ziel erreicht, sie mussten keine Krise mehr fürchten.      

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