Flach im Norden

Da gibt es eine Stadt mit ganz vielen Taliban

"Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt." Dieser Satz stammt aus einer Rede, die Ernst Reuter fast auf den Tag genau vor 68 Jahren gehalten hat. Dieser Hilferuf aus Berlin ist in die Geschichte eingegangen.

Die Reden und Äußerungen eines Oberbürgermeisters aus dem flachen Norden dagegen werden nicht in die Geschichte eingehen. Die Stadt, die er regiert, wird wahrscheinlich bis zum Ende seiner Amtszeit auch nicht eingehen. Seine Amtszeit dauert nur noch drei Jahre, wiedergewählt wird er bestimmt nicht. 

Der Oberbürgermeister heißt Andreas (der Nachname ist mir bekannt). Jüngst hat er einem Ratsherrn während einer Ausschusssitzung einen Vergleich an den Kopf geworfen, der fassungslos macht. Der Ratsherr stelle "Anträge nach dem Taliban-Prinzip: einer kommt durch". 

Einem anderen Oberbürgermeister ist dieser Tage der Besuch eines Seminars über Personalführung nahegelegt worden, damit er nicht weiter Mitarbeiter terrorisiert. Doch ein Seminarbesuch würde dem Oberbürgermeister aus dem flachen Norden sicherlich nichts bringen. Dazu müsste er zu viel lernen. 

Zum Beispiel über die Taliban, die, wenn sie durchkommen, Soldaten, Mütter und Kinder, Alte und Junge ermorden. Das ist das Taliban-Prinzip. Dieses Prinzip ist mörderisch.

Die Partei des derart beschimpften Ratsherrn hat jetzt Strafantrag gegen den Oberbürgermeister aus dem flachen Norden gestellt, weil er sich nicht entschuldigen will. Hat sein Anwalt mitgeteilt, der selbst gelegentlich ebenfalls zu Verleumdungen neigt. Wenn schon flach, dann aber auch unterirdisch.

Dennoch wird die Staatsanwaltschaft den Oberbürgermeister aus dem flachen Norden wohl kaum anklagen. Den Taliban-Vergleich wird sie ihm als Meinungsäußerung durchgehen lassen. Auch Staatsanwälte haben sich längst daran gewöhnt, dass Politikern schon einmal der Gaul durchgeht, wenn sie zum Reiten zu blöd sind.

Ihr Völker der Welt, schaut nicht auf diese Stadt im flachen Norden.     

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