Kein neuer Simmel

NPD in sechs Landtagen-AfD in allen

Die NPD holt im November 1966 bei den Landtagswahlen in Bayern 7,42 Prozent der Stimmen. Ein ähnliches Ergebnis holen die Neofaschisten in Hessen.

Die Wahlerfolge der NPD treiben den Bestsellerautor Johannes Mario Simmel an seinen Schreibtisch, in seinem Roman "Alle Menschen werden Brüder" erzählt er die Nachkriegsgeschichte Deutschlands, die von Hitler-Faschisten mitbestimmt wird. 

Der "Daily Telegraph" titelt "Neonazi-Erfolg in Bayern", die "Sun" sieht Nazis auf dem Marsch zum Sieg, der "Evening Standard" entscheidet sich auf Seite 1 für die Überschrift "Die Nazi-Gespenster auf dem Marsch."

In Simmels Roman werden diese Überschriften von einem Mann zitiert, der von sich selbst sagt: "Meinen Vater haben die Polen gehängt. Als SS-Verbrecher. Ich war zehn Jahre alt damals. Zu schade, daß mein Vater ausgeliefert wurde. Könnte heute auch in Bonn sein. Was heißt könnte? Wäre!"

Die AfD holt im Oktober 2018 in Bayern 10,2 Prozent der Stimmen, in Hessen wird sie Umfragen zufolge noch besser abschneiden. Und nirgendwo eilt ein zweiter Johannes Mario Simmel an seinen Schreibtisch und schreibt einen Roman mit dem Titel "Wir werden noch brüderlicher". Obwohl die Demokratie in ähnlich großer Gefahr schwebt wie damals. 

Wieder feiern Nationalismus und völkisches Gedankengut fröhliche Urständ. Der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland bezeichnet den Nationalsozialismus als Fliegenschiss und zählt wieder in 1000 Jahren. Die AfD sitzt bald in allen Landtagen und im Bundestag, die NPD hat es in sechs Landtage geschafft. Und der Schoß bleibt fruchtbar, während die SPD, die 1966 in Bayern und Hessen noch Rekordergebnisse eingefahren hat, immer unfruchtbarer wird. 

"Wir alle haben nicht mehr viel Zeit", hat Simmel in vielen seiner Romane geschrieben. Das galt damals auch für die NPD, die in allen Landtagen nur eine Legislaturperiode überstand, mehr sollte auch für die AfD nicht drin sein.   


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