Offene mail

3. November 2011
An Zweckverband für Approbationserteilung

Sehr geehrte Damen und Herren,
leider bin ich nie dazu gekommen, etwas Vernünftiges zu studieren. In meinem Beruf ist die Konkurrenz inzwischen so groß, dass ich mich entschlossen habe: Ich werde Psychotherapeut. Psychologischer Berater genügt mir nicht. Das ginge zwar schnell, ein paar Kurse besuchen, Gewerbeschein besorgen. Aber meine Arbeit sollte schon seriös sein.
Beim Stöbern im Internet habe ich festgestellt, dass die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten 4 000 Stunden in Anspruch nimmt. So viel Zeit möchte ich bis zur Praxiseröffnung nicht verstreichen lassen. Deshalb strebe ich eine vorläufige Approbation an.
Psychologie habe ich nicht studiert, aber aus den Nachrichten, die mich aus Lüneburg erreicht haben, schließe ich, dass ein derart zeitverschwenderisches Studium auch nicht erforderlich ist. Weitere Voraussetzungen sind 600 Stunden Theorie, die ich gern mit 300 Stunden praktischer Arbeit ausgleichen würde, 1800 Stunden praktische Tätigkeit in anderthalb Jahren, die für mich kein Problem sind, denn ein Bekannter hat ein Institut für angewandte esoterische Wissenschaften, ein Jahr in einer Psychiatrischen Klinik, die ich bereits hinter mir habe, weil eine Verwandte jüngst psychisch zusammengebrochen ist und von mir täglich besucht wurde, ein halbes Jahr in einer psychosomatischen Klinik, was ich für überflüssig halte, denn psychosomatisch bin ich topfit, und 120 Stunden Selbsterfahrung, die ich schon in Hülle und Fülle gesammelt habe, denn ich war mehrere Jahre mit einer Erzieherin verheiratet.
Nun wird sicherlich auch Ihnen klar: Viele pp-Voraussetzungen erfülle ich bereits, so dass Sie mir sicherlich schnellstmöglich eine Urkunde ausstellen werden, die meine Patientinnen und Patienten davon überzeugt, dass ich ein Experte bin.
Eine zeitliche Begrenzung der Vorläufigkeit halte ich für sinnvoll. Mir schweben 15 Jahre vor. Dann hören Sie wieder von mir. Versprochen.

Kommentare

  1. da ich auf diese offene mail keine antwort bekommen habe, nehme ich an, dass schweigen zustimmung bedeutet :-)

    heinz-peter tjaden

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