Väterchen Franz

15. November 2011
Wird als Toter Medienthema

Franz Josef Degenhardt, Rechtsanwalt, Schriftsteller, Liedermacher ist am Montag in Quickborn gestorben. Wurde gestern sogar in den Fernsehnachrichten gemeldet. Wenn also ein Linker tot ist, wird er nicht mehr vom Verfassungsschutrz beobachtet, er schafft es sogar nach langer Zeit wieder in die Medien, die offenbar nur ein Lied des mit 79 Jahren Gestorbenen kennen. Die "Schmuddelkinder"...

Kurz angespielt worden ist im "heute-journal" immerhin auch noch "Lied für die ich es sing..." Aus dem Tonfetzen hörte man die Wörter "Cannabis" und "roter Wein" heraus. Als sei "Väterchen Franz" ein Propagandist für Drogen gewesen. Dann hätte man auch noch verstehen können, warum seine Lieder im Radio lange Zeit nicht gespielt werden durften. Doch dafür gab es einen anderen Grund. Degenhardt war aus der SPD ausgeschlossen worden, in die DKP eingetreten.

Seinerzeit sind 6 Prozent der Beamten NPD-Mitglieder gewesen, ein Kommunist durfte nicht einmal Postbote werden. Diese Berufsverbote aus dem Jahre 1972  hat Willy Brandt später in einem Akt der Selbsterkenntnis als Irrtum bezeichnet.

Besuchte man damals Konzerte von Degenhardt, saß man mit Verfassunggsschützern in einem Saal. Die haben Texte von Liedern mitgeschrieben, die inzwischen in Vergessenheit geraten sind. Dann rutschte dieser Liedermacher ab ins Fach "Agitation und Propaganda". Was er sang, wurde so unerträglich wie die Hysterie wegen einer Splitterpartei, die bei Wahlen 0,3 Prozent der Stimmen bekam, während die NPD in Landtage einzog.

Vor 25 Jahren traute man seinen Ohren nicht mehr. Franz Josef Degenhardt wurde im Radio gespielt. 1986 hatte "Väterchen Franz" junge Paare auf Bänke gesetzt, er stürmte die deutschen Hitparaden und setzte so das Sendeverbot außer Kraft. Sogar Verfassungsschützer sollen mitgesummt haben.

Auch heute noch ist der Verfassungsschutz auf dem rechten Auge blinder als auf dem linken. Beweisen auf erschreckende Weise die jüngsten Ereignisse.

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