Alice im Geburtstagsland

Männer rasieren sich morgens nicht

Die achtjährige Virginia O´ Hanlon aus New York hat sich 1897 beim Chefredakteur der "Sun" nach der Existenz des Weihnachtsmanns erkundigt. Den gibt es, versicherte die Zeitung immer zum Fest, bis das Blatt eingestellt wurde. 110 Jahre später nahm ich in der Broschüre "Briefe im Auftrag der kleinen Virginia" diesen Faden wieder auf und verfasste Schreiben an das Bundesfamilienministerium, an die Bundeskanzlerin und an Alice Schwarzer, die heute 70 Jahre alt wird. Antworten ließ ich das emanzipierte Geburtstagskind u. a.: "Seit Jahrhunderten reden Väter ihren Kindern ein und das Schlimme ist auch Mädchen - dass ein Mann die Geschenke bringt, ein Mann mit Bart und in rotem Mantel. Das hätten die Männer gern: Wir Frauen sollen dazu schweigen, dass sich Männer morgens nicht rasieren..."

Laut "Titel, Thesen, Temperamente" (TTT) von gestern hat sich jeder irgendwann einmal mit der "Emma"-Herausgeberin angelegt. Da lag der Moderator dieser ARD-Kultursendung sicherlich falsch. Was Alice Schwarzer so vor sich hin schrieb, hat mich nie sonderlich interessiert. Sie war schließlich nicht meine Schwiegermutter - ich hatte diesen Drachen also nicht alle paar Tage zuhaus. Dann hätte es bestimmt immer wieder gekracht. Diese Frau war mir einfach immer viel zu verbissen und stets zu einseitig.

Dass ich damit nicht ganz falsch lag, bewies Alice Schwarzer als "Bild"-Kolumnistin während des Kachelmann-Prozesses. Sie stöhnte jedes Mal mit der Ex-Geliebten des Wetterfrosches, der irgendwann einmal sehr heftig von der Leiter gefallen sein muss. So was passiert aber nicht nur Männern, das geschieht auch Frauen. Dazu hat mein Deutschlehrer einmal gesagt: "Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit."

Mit der angeblichen gesellschaftspolitischen Relevanz des "Falls Kachelmann" beschäftigt sich Alice Schwarzer immer noch, als sei es völlig unmöglich, dass es hier lediglich um eine Krankengeschichte geht, an der eine Zeitlang auch Juristen und Medien mit geschrieben haben, die mit den Wölfen heulten. Kachelmann wurde schließlich vom Vorwurf der Vergewaltigung frei gesprochen.

Nun haben der Wetterfrosch und seine Frau ein Buch über den Fall geschrieben. Daran verdienen auch Anwälte. Kachelmann will nämlich keinesfalls nur berichten, welchen Einfluss Medien und Juristen auf Gerichtsverfahren nehmen können, er will sich offenbar auch an seiner Ex-Geliebten rächen. Oder warum muss er unbedingt ihren Namen nennen wollen? Das ist doch nur noch peinlich.

Ironisch ist dagegen meine Broschüre "Briefe im Auftrag der kleinen Virginia", die bei Lulu erschienen ist. Auch Alice Schwarzer bekam von mir ein Exemplar. Dafür bedankt hat sie sich nicht. Mit Ironie kann sie möglicherweise nichts anfangen...

Der Link zur Broschüre






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