Marion Horn

Chefredakteurin der "Bild am Sonntag" hat Karl May gelesen

"Bild am Sonntag" (BamS) hat Angst vor der Schweiz. Denn dort wird heute über die Höhe der Managergehälter abgestimmt. Das stimmt die Chefredakteurin Marion Horn ängstlich: "Keiner weiß, wie die Schweizer heute entscheiden. Ob sie ihre Managergehälter beim 12-Fachen des niedrigsten Angestelltenlohnes deckeln wollen."

Wie eine Volksabstimmung in Deutschland verlaufen würde, weiß die BamS-Chefredakteurin aber schon. Hier zu Lande käme ein Deckel drauf, meint sie und hat Karl May gelesen, den sie in ihrem Kommentar mit Karl Marx verwechselt: "Die marxistische Arbeitswerttheorie ist Unfug. Also, dass der Wert davon abhängt, wie viel Arbeit man reingesteckt hat." Frau Horn, in den Romanen von Karl May wimmelt es von Roten, in Deutschland aber nicht. Das Ergebnis einer Volksabstimmung wäre also keinesfalls darauf zurückzuführen, dass alle Karl Marx gelesen haben. Sie doch auch nicht.

Die "marxistische Arbeitswerttheorie" ist ein Erklärungsversuch für Ausbeutung. Karl Marx hat darauf hingewiesen, dass gegenseitiger Betrug nicht zu mehr Reichtum führt, sondern lediglich zu einer Umverteilung. Es müsse also einen Faktor geben, der die Einen immer reicher und die Anderen immer ärmer mache. Dafür entwickelte er zwei Wertbegriffe: den Gebrauchswert und den Tauschwert. Damit auch Marion Horn diese Theorie versteht, machen wir es ihr ganz einfach, ich schreibe auch ganz langsam, weil sie offenbar nicht schnell lesen kann: Haben zwei Produkte oder Dienstleistungen den gleichen Gebrauchswert, aber nicht den gleichen Tauschwert, beginnt die Ausbeutung. Die Einen müssen länger arbeiten als die Anderen, um beispielsweise 1 000 Euro zu verdienen.

Das wird auch die BamS-Chefredakteurin nicht bestreiten wollen. Macht sie im nächsten Satz ihres Kommentars auch gar nicht: "In unserem System bemisst sich der Wert einer Ware oder eines Angestellten daran, was ein anderer dafür freiwillig bezahlen will." Womit sie Karl Marx Recht gibt. Allerdings müsste Marion Horn noch die Gewerkschaften abschaffen, die manchmal mehr für die Arbeiter und Angestellten herausholen als Unternehmer bezahlen wollen. Dann würde auch die Verelendungstheorie von Karl Marx in allen Punkten zutreffen. Daran arbeitet die BamS-Chefredakteurin noch - erst einmal macht sie sich für die Manager krumm: "Was Unternehmer ihren Managern zahlen, geht den Staat nichts an. Gar nichts."

Gegen Dummheit ist fürwahr kein Kraut gewachsen. Was Unternehmer Managern gezahlt haben, geht uns alle doch schon heute immer dann etwas an, wenn sich ein Manager als unfähig erwiesen hat. Dann blecht der Staat. Wir blechen nämlich immer dann, wenn Manager versagen.

Da auch Marion Horn zu ahnen scheint, dass ihr Kommentar eher ein Rohrkrepierer ist als eine fundierte Meinungsäußerung, verabschiedet sie sich mit diesen Sätzen: "Wenn die Politik Entlohnungen regeln will, sollte sie bei den eigenen Pensionen anfangen. Das ist seit Jahren überfällig." Schon ist der Beifall aller fällig, die genauso dumm sind wie die BamS-Chefredakteurin. Was haben denn die Pensionen deutscher Politikerinnen und Politiker mit einer Volksabstimmung über Managergehälter in der Schweiz zu tun?

Warum drückt sich Marion Horn nicht klar und deutlich aus? Sie hat etwas gegen Volksabstimmungen in Deutschland, sie ist gegen den Mindestlohn und Manager sollen sich dumm und dusselig verdienen. Sie hat sich doch auch schon dumm und dusselig verdient...

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