Die Kluft

Zwischen Politik und Bürgern

Wer erinnert sich noch daran? Joachim Gauck wird Bundespräsident und erhebt den Anspruch: "Ich will dafür sorgen, dass die Kluft zwischen Politik und Bürgern kleiner wird." Diese Kluft ist aber noch größer geworden. 

Wie eine Meinung in einem Kopf entsteht, hat sich 1971 auch der Journalist und Schriftsteller E. A. Rauter gefragt. Sein 41-Seiten-Buch ist immer noch eine empfehlenswerte Lektüre, weiter als bis zu den nächsten Fragen führt sie aber auch nicht. Das Denken braucht immer einen Anstoß. Man muss etwas anstößig finden. Das Verhalten von Politikern finden nur noch wenige anstößig, Politiker verhalten sich inzwischen wie von den meisten erwartet. Geschieht etwas wie erwartet, denkt man nicht lange darüber nach. Man nimmt es hin.

Erwartung ohne Erwartungshaltung gibt es nicht. Dieser Halt geht verloren, wenn Versprechen nicht gehalten werden. Beim nächsten Mal erwartet man weniger, irgendwann gar nichts mehr. Aus Erwartungshaltung wird Resignation. Resignation wird Dummheit und geht als Pegida auf die Straße oder als AfD in die Politik. 

Und wie reagieren darauf Politiker? Sie wollen sich der Dummheit widmen, dumm Gemachte überzeugen. Die sollen endlich begreifen, dass zur Demokratie Kompromisse gehören. Stimmt. Aber die Ansage "Mit mir wird es keine Maut geben" ist kein Kompromiss gewesen, sondern eine Lüge, die als Wahlerfolg gefeiert wurde. Der Weckruf "Wir schaffen das!" ist verhallt, bevor er bei den Ehrenamtlichen, die sich vorbildlich um Flüchtlinge kümmern, angekommen ist. Auch diese Ansage mutierte zur Lüge der Politik, während die Ehrenamtlichen wahrhaftig blieben. 

Bei Hiob heißt es "Wahrlich, ihr seid die rechten Leute, mit euch wird die Weisheit untergehen". Noch ist es nicht ganz so weit. Der Untergang der Weisheit rückt aber näher. Hoffentlich wird der Leidensdruck früh genug so groß, dass die nicht rechten Leute die Kluft zwischen Politik und Bürgern zuschütten, wieder einmal alle Mauern einreißen und nicht darauf warten, dass Leute wie Gauck auch wirklich tun, was sie sagen...Auf Gedichte, die mit "Unser Herz ist weit..." beginnen, können wir alle verzichten...  

   

   



    


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