Verdrängt

Die christlichen Wurzeln von Vorurteilen

"In Berlin wird auf offener Straße ein Rabbi zusammengeschlagen. Er hatte gerade seine Tochter vom Klavierunterricht abgeholt. "Wir f… deine Frau, wir f... deinen Gott", schrien die "mutmaßlich arabischstämmigen" Täter (wie es so schön heißt), bevor sie Daniel A. bewusstlos prügelten." Berichtet "Welt online" und macht sich Gedanken über die Sicherheit von Juden in Europa, die von zwei Seiten gefährdet werde: Von hirnlosen religiösen Fanatikern und von einer Gesellschaft, die sagt: "Was Israel macht, ist aber auch nicht in Ordnung."

Allerdings kenne ich niemanden, der einen brutalen Überfall auf einen Geistlichen mit einer tatsächlich oder angeblich falschen Politik einer Regierung rechtfertigt. So dumm kann eigentlich niemand sein. Vielleicht will "Welt online" auch nur etwas verdrängen. Und nicht so tief schürfen, dass auch die christlichen Wurzeln noch nicht überwundener Vorurteile freigelegt werden.

So weise wie Nathan in der Ringparabel sind wir nämlich noch lange nicht. Denn dann müssten wir zugeben, dass wir uns immer noch allzu gern erheben über Menschen, die etwas anderes glauben. Wie sich diese Menschen erheben über andere, die nichts davon glauben. Auch das ist Gewalt.

Wie lange ist es eigentlich her, dass die Juden als "Gottesmörder" und Muslime als Anhänger einer minderwertigen Religion gegolten haben, die allenfalls als Herausforderung für das Christentum akzeptiert worden sind? Motto: Die belehren wir auch noch eines Besseren?

Ich habe da eine Schocktherapie hinter mir, denn meine Eltern haben mich als Kind zweimal am Sonntag und einmal in der Woche zu Veranstaltungen der Neuapostolischen Kirche mitgenommen, bei denen Hassprediger über das Judentum und den Islam herzogen. Die Juden dürften sich nicht über den Holocaust wundern, hetzten die, schließlich hätten die Juden Jesus umgebracht. Hitler war also immer noch ein Werkzeug des neuapostolischen Gottes. Und der Staat gewährte dieser Glaubensgemeinschaft Körperschaftsrechte. Er förderte diesen blindwütigen Hass auch noch.

Als Kind habe ich mich dermaßen für diese Predigten geschämt, dass ich beschloss: An einen Gott, der Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit entweder belohnt oder verdammt, glaube ich nicht. Wenn es schon einen Gott gibt, sollte er weiser sein als wir.

In Berlin ist ein Familienvater auf offener Straße bewusstlos geschlagen worden. Hoffentlich ist er bald wieder gesund und muss niemals mehr um sein Leben fürchten, das ihm Allah geschenkt hat, damit seine Tochter glücklich wird...



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