Ein Fußball-Krimi

Die Nummer 7 hat ein Messer im Rücken

Sonst wäre dieses Spiel schnell wieder in Vergessenheit geraten. Wenn die 70. Minute nicht gewesen wäre. Der Ball saust durch den Strafraum, vorbei an Freund und Feind, trifft den Fuß eines Spielers mit der Nummer 7 und zischt zurück in den Strafraum, wo Freund und Feind nicht mehr auf das Geschoss achten, denn der Spieler mit der Nummer 7 ist umgefallen und liegt auf dem Rasen. Später wird man sich darüber streiten, ob er tot im passiven Abseits gelegen oder für Sekunden noch lebend im aktiven Abseits gestanden hat. Lebte er noch, als sein Fuß den Ball traf, wird der Schiedsrichter sagen, dann war die Nummer 7 im aktiven Abseits, war er schon tot, dann steht darüber nichts in den Regeln. Doch erst einmal wird das Spiel fortgesetzt, denn am grünen Tisch will keine der beiden Mannschaften die Punkte verlieren. Die Nummer 7 wird derweil von zwei Sanitätern am Spielfeldrand abgelegt. Bis zum Abpfiff lassen sie den Toten nicht aus den Augen. In seinem Rücken steckt ein Messer, das offenbar aus dem Fan-Shop des Gegners stammt.

So beginnt also mein Fußball-Krimi "Mord und andere Fouls". Eingefallen ist mir diese Szene gestern Abend. Wieder einmal bei einem Hundespaziergang. Seit ein paar Tagen schreibe ich an dieser Geschichte, die hauptsächlich in Hannover spielt, wo ein Liebespaar eine August-Nacht auf dem Abenteuerspielplatz in der Eilenriede verbringt. Kennengelernt haben sie sich bei einem Spiel von Hannover 96 gegen Arminia Hannover. Solche Begegnungen hat es in Hannover gegeben - und als auch noch die Sportfreunde aus Ricklingen in der gleichen Liga waren, sangen wir nicht "Ihr könnt nach Hause fahrn", sondern "Ihr könnt nach Hause gehn". Danach trennten sich die Wege dieser Clubs wieder, die "Roten" kehrten nach langer Zeit in die Erste Liga zurück, die "Blauen" und die Sportfreunde stürzten ab.

Wer sich in die Arbeit an einem Roman stürzt, erschafft eine eigene Welt. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind fließend - und wenn ich derzeit in Wilhelmshaven mit meinem Hund unterwegs bin, fließt auch der Alltag manchmal an mir vorbei, weil ich gedanklich das nächste Kapitel schreibe.

Irgendwann wird diese Geschichte zu Ende sein. Dieses Ende wird für mich überraschend kommen. Wahrscheinlich ebenfalls bei einem Hundespaziergang.

Weitere Szenen aus meinem Roman lesen Sie hier

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