Hier kommt Alex

Und das Blut spritzt

Auf Radio 21 haben sie gerade das Lied über Alex gespielt. Die Moderatorin findet den Song der "Ärzte" gut. Ich allerdings bekomme jedes Mal einen Schrecken. Solche Lieder mag ich nicht. Ich sehe sofort schreckliche Bilder vor mir - und an Ausweglosigkeit glaube ich nicht. Man muss den Weg allerdings suchen oder einen Weg gezeigt bekommen. Daran fehlt es gelegentlich.

Dabei darf man nicht auf die Mächtigen setzen. Die muss man wuschig machen. Wie schnell die Angst bekommen, beweisen sie immer wieder. Da werden Journalisten überwacht, die Linke wird beobachtet - und irgendwo sitzt ein Verfassungsschützer vor Gericht, der allen Ernstes behauptet, er habe nicht mitbekommen, dass in dem Lokal, in dem er gewesen ist, jemand ermordet wurde. Für dumm verkaufen kann man sich allein...

Die Mächtigen haben schon immer Angst um ihre Macht gehabt. Das Neue, das Unerwartete, das Spontane und das Einfallsreiche sind ihre Feinde. Dann labern sie von Werten, die in Gefahr geraten und schielen auf den Dax. Diese Werte meinen sie.

Wie wenig wert ihre Behauptungen sind, ist mir gestern wieder einmal beim Blättern in alten Zeitungen klar geworden. 1974 behauptete Ludwig Erhard von der CDU, Deutschland schaffe sich selbst ab, die größte Gefahr ginge von aufmüpfigen jungen Leuten aus. Die konnte er offenbar in keine Schublade stecken, die hätten jede Schublade gleich wieder geöffnet. Wie bei einer Diskussion über Gleichberechtigung, als sich eine Frau in Rage redete, bis ihr ein Zuhörer versicherte, er habe nichts gegen Frauenbewegungen, sie müssten nur schön rhythmisch sein. Da blieb ihr der nächste Wutanfall im Munde stecken. Gelacht hat sie leider nicht. Wahrscheinlich verstarb sie inzwischen an Humorlosigkeit.

Besondere Vorsicht ist immer geboten, wenn jemand behauptet, ein Thema sei viel zu ernst. Dann will er die anderen klein reden. Alles andere meint er nicht ernst. Und wenn jemand den Untergang predigt, hat er einen Geist, der zu krank ist für Höhenflüge. Wohl auch deshalb ist Angst vorm Fliegen ein Synonym für Angst vor Sex geworden. Denn Sex lässt sich nur schwer zügeln. Was sich nur schwer zügeln lässt, wird pauschal für gefährlich erklärt. Das ist aber auch nur ein Ablenkungsmanöver. Abgelenkt werden soll von der Gefährlichkeit von zügelloser Gier, zügellosem Neid und zügellosem Hass.

Hätten die "Ärzte" ihr Alex-Lied vor 40 Jahren geschrieben, hätten sie wahrscheinlich nicht lange auf eine Parodie mit dem Titel "Wann kommt Eva?" warten müssen.







 

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